Tropen Tango Festival, Wollmerschied, Taunus

Gleich zu Beginn unserer Exkursion in das Taunus Gebirge kam es zu einer umständlichen Situation !
Wir waren schon ganz weit in den  “Kongo”,
so nannten die einheimischen dieses Gebiet hier,
mit anderen Worten in das Bergdickicht eingedrungen.
Weit draussen auf der Straße zwischen Wispertal und Wollmerschied hieß es ohne Vorwarnung an einer Abbiegung Richtung Festival “voll gesperrt”. In diesem Moment fiel mir dann leider ein, wie gut ich genau diese Situation schon kannte. Es war nicht unbedingt erbaulich mit einer voll beladenen Kutsche, also einem Fahrzeug mit 4 Personen incl. Festivalausrüstung beladen, enge und am steilen Abhang entlang führende Serpentinen steil aufwärts zu fahren. Notwendigerweise auch auf dem Schoß von Dzonie´s Fahrgästen, so nannten wir unser treues Tournee Gefährt auf vier Rädern, hatte unsere Musikequipment Ausrüstung im XL Festival Format seinen Platz finden müssen. Wer aber kannte so etwas nicht schon ?
Unsere erste Mission auf dem Zeltplatz war es den idealen Ort für unser Basislager zu finden und dort dann unsere Zelte aufzuschlagen.
Tropen Tango Festival, Wollmerschied, Taunus

Gesagt, dis(co)kutiert und getan kam wieder mal die uns bekannte Eile in Spiel. Wir sind schon länger als Oriental Tropical der Eröffnungsact vom Electro- Floor des Festivals. Und deswegen, weil wir immer zu spät und mit einigen Verzögerungen belastet losgefahren waren, kannten wir das mit der Eile schon ganz gut.
Um 17.00 fuhr unser musikalischer Caravan mit ganz langsamen Tempo los. Der satte Bass wirkte auf dieser genialen Bühne, wie als ob er schon immer da war. Die Arbeiter und das Deko Team, die Techniker und alle anderen Beteiligten hatten einen soliden Festival Lebensraum kreiert. Ich rede von der E-Bühne, hier wurden die wilden Parties mit Techno, Trance, House und so gefeiert. Es herrschten ideale Voraussetzungen mal eine Nacht oder zwei nicht schlafen gehen zu müssen.

Tropen Tango Festival, Wollmerschied, Taunus
Das Klima war angenehm, die Gäste zahlreich und das Verlangen in uns nach knackigen Beats unzähmbar.
Der Plan, eine bunte Mischung volkstümlicher Themen mit diesen heißen Rhythmen zu kreuzen. Auf dem Weg dahin konnte das, mit unserer Effektmaschine herbeigezaubertes, virtuelles Sound Rudel sich mal so richtig ausspielen. Laser, Katze, Tie- Fighter von StarWars bekannt, Telefon und die verrückte Hexenlache hatten das Gebiet um uns herum schon atmosphärisch geprägt.
Tropen Tango Festival, Wollmerschied, Taunus

Doch dann plötzlich, zipzapp –
nix mehr zu hören denn der Strom war weg! Dieses Ereignis war mir so schon bekannt. So als erster, der den Tiefbass der PA mal deutlich aufdreht, verlangt der Wald und Wiesen Stromversorgung- Anlage enorm etwas ab. Im Endeffekt springen die Sicherungen raus und wir mussten warten bis der Techniker oder Hausmeister am richtigen Schalter war. Nach einer Kippen-Pause war der Saft wieder da und es ging weiter mit dem Spaß. Später, es war dunkel geworden gaben wir die heiße Bratpfanne, also die Leitung über die Musik für den tobenden Floor vor uns an den nachfolgenden Act ab. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr so genau wie genau es nach unserem Auftritt weiterging, in meiner Erinnerung hatte ich irgendwann später mit offen stehendem Mund auf halber Treppe abwärts richtung DubHang Floor gestanden.
Unsere befreundeten Kollegen vom Peifen Sound System, auf ihrer Flagge hatten sie Roots, Dub, Bass und Dancehall stehen, präsentierten mit schön brutaler Wucht die Stärke und Überzeugungskraft von tieftonlastiger Musik aus ihrem Metier. Die selbstgebauten Lautsprecher und der zur korrekten Ansteuerung benötigte Verstärker- Turm wirkte auf mich wie die die Zentrale der Bass- Macht an sich und ließ keine Frage mehr offen. Es waren noch nicht mal zwei Monate vergangen seit dem wir alle gemeinsam, zusammen mit dem Veranstalter und einer Machete bewaffnet, durch das Gebüsch an dieser Stelle gestrauchelt waren. Unser Vorstellungsvermögen konnte es sich nicht so FETT wie es tatsächlich geworden war, vorstellen. Die Abgrundtiefe Dub Manege links unter dem E-Floor wurde ihres Namens 200% gerecht. Wie ich da oben gestanden hatte, konnte ich ein kleines Meer, naja eher ein Schwimmbecken gefüllt mit phrenetisch im Rausche der tieffrequenten Vibrations wabernde Masse beobachten. Für mich war es Bauch und Herz erfüllend zu spüren das wir alles richtig gemacht hatten.
Danke Tropen Tango Festival für dein Vertrauen !
Am folgenden Vormittag wurden wir in unserem Camp mit schönem Wetter mit einem sehr bunten und wechselhaften Wolkenhimmel verwöhnt. Nach dem Frühstück wurde es langsam Zeit unsere Sachen für den anstehenden Gig am DubHang zusammen zu suchen. Wo war Jahneck ? In dem Moment hörte ich ihn Schnarchgeräusche aus seinem Zelt von sich geben. Ohje, ich glaubte er hatte eine lange Nacht hinter sich und musste nun sanft, aber mit bestimmten Nachdruck wieder ins Bewusstsein gerufen werden.
Mit seiner resoluten Reaktion auf meine Weck- Aktion und der Erklärung das er nun einen Auftritt auf der Hauptbühne hatte, wurde mir schnell klar wie vergesslich ich war. Er war ja einer der Perkussionisten von der Band Afro Cuban Tigers of India. Mir wurde gleich klar wie mein dubrelated Set so ungefähr aussehen bzw.sich anhören wird. Na gut, es gab schlimmeres, dachte ich mir und zog mit meinen 7 Sachen Richtung DubHang los.
Zu Anfang meiner Spielzeit war keine Menschenseele auf dem Floor zu sehen. Eine laange Dub-Techno Nummer mit schönen märchenhaft verhallten Klängen, erfüllte zu Beginn den ausgestorbenen Floor. Mit der Zeit kamen neugierige Raver zu mir hinuntergestiegen, auf den tiefen Grund vom DubHang. So langsam, von einem magischen dubby Lied mit 105 BPM Geschwindigkeit zum nächsten, wurde der Abhang immer belebter bis auf einmal zipzap*__der Strom war mal wieder kurz weg. In diesem Moment war das raunen und Sprechen vieler frisch unten bei uns eingetroffener Peoples wahrzunehmen. Kurz darauf ging die Elektrizität wieder und gute Laune war angesagt !

Bericht von Michalis Boumbalis 4.8.2017