3000grad Festival, Feldberg, Mecklenburg- Vorpommern

Zu Beginn unseres Festival- Ausfluges stand die lange Anfahrt mit unserem Auto an. Die Tour von Mainz bis zur Müritzsee- Platte, im tiefen Mecklenburg Vorpommern, kennen ja schon einige von uns. Stichwort Rakete. Dieses mal waren wir aber noch länger unterwegs, es ging nach dem Passieren von Berlin ein gutes Stück in nordwestlicher Richtung weiter.
Unser Weg ging entlang der durch Ostdeutschland führenden West- Ost Route, vorbei an Jena, Halle sowie den unendlich vielen Autobahnbaustellen.
Aber irgendwann, es war nach einer surreal langen Fahrzeit, durchfuhren wir am Ortseingangschild von dem schönen Ort Feldberg quasi unser Zielband. Wir waren endlich angekommen, schnell wurden bei der Einfahrt die notwendigen  Anmeldeaktivitäten im Festivalbüro abgehakt und dann hieß es gleich unsere Zelte im Artist Camp aufbauen.

3000grad Festival, Feldberg, Mecklenburg- Vorpommern

Beim Zelt ausladen bemerkte ich zum ersten mal wo wir überhaupt waren. Überall um uns herum war es solide grün. Es gab viele unterschiedliche, mir nicht so geläufige Bäume, Büsche, Wiesen, Waldseen und dazu das fantastisch lieblich feucht- warme maritime Klima des Baltikums, der Ostsee Region. Also eigentlich könnte man ja auch mal ohne Zelt, einfach so unter freiem Himmel schlafen, dachte ich mir. Gesagt, getan, wurde mein Zelt wieder eingepackt und dafür eine geeignete, anderweitig zur Seite hin geschützt wirkende Stelle für meine Isomatte ausgesucht. Das wird aber später erst wichtig, jetzt ging es erstmal los zu Freunden und Bekannten, die auch auf dem Gelände sein sollten. Nach unserer Wiedersehensfreude und einem Rundgang war mir ehrlich gesagt nach einer großen Mütze Schlaf. Nun wollte ich noch schnell meine wichtigen Sachen ins Auto schließen, da hat sich doch glatt jemand sein chices schwarzes Einmann Zelt genau vor die von mir begehrte Fahrertür gestellt und festgenagelt. Hallo, ist da jemand ? Na wer macht denn sowas, aber das hatte ich später noch herausgefunden. Das konnte ja nur ein Musikerkollege sein.. Bin dann etwas umständlich an mein Abendziel, die Isomatte im Freien ausrollen, angekommen und freute mich sehr, endlich im Schlafsack zu liegen. Erfreulicherweise mit direktem Blick auf den unglaublich hell und differenziert leuchtenden Sternenhimmel über mir.
Wow, so hell war er bei uns nie, wir waren in unserer heimatlichen Region scheinbar Opfer von Lichtverschmutzung und den deswegen wenig sichtbaren Sternbildern unserer Galaxie. Meine sich nach kosmischen Kuriositäten sehnenden Blicke ins Weltall waren schon tief in den interstellaren Gefilden eingebunden, als ich schwebend in Morpheus Armen entschlief. Nur eine gefühlte Minute später war der herrlich intensive Schlaf direkt vorbei gegangen. Plötzlich war es Tag, blendend hell und ich wurde mit einer nördlichen Prise Kurzregen am Morgen, direkt in mein Gesicht, geweckt. Ein exklusiv erfrischender Tagesanfang, ganz privat, nur ich und der Himmel und seinen Schäfchenwolken mit Tendenz zum Kurzregen. Ahoi !
Nun genug von den kitschigen Aspekten unserer Mission,
heute war Samstag und es wurde ernst!
3000grad Festival, Feldberg, Mecklenburg- Vorpommern
Unzählbare voll motivierte Raver und welche die es noch werden wollten, bevölkerten den spaßigen Schauplatz. Es war ein mit Holzbauten realisierter Jahrmarkt der alten Schule. Es wurden enorme Handarbeiten mit verschnörkelten Details in die Bauten und Dekorationen eingearbeitet. Insgesamt war jeder der Bühnen und Dancefloors stimmig und die vielen verspielten Kleinigkeiten zwischendrin versprühten ihren Charm. In Erinnerung blieb mir die lange Straße der ebenfalls handgemachten Spielinstallationen, welche jeden der vorbei ging auf die Idee brachte jemand anderes zu einem Wettkampf aufzufordern. Dosen schießen, große Tischfußball Spiele, Wasserbomben Dart und ein mit dem Ballwurf in ein Zielloch getriggertes Kamel Wettrennen für bis zu fünf Spieler! Hier gab es von früh bis spät eine Riesengaudi. Die auf den verschiedenen Bühnen aufgeführte Musik von Djs, Liveacts und Bands konnte uns alle, an der einen Stelle mehr, an der anderen etwas weniger, begeistern. Mir persönlich hat das Sonntags Programm am besten gefallen, es war zum einen, ich nenne es einfach mal langsam, druckvolles Techhouse mit ansprechenden Themen für jedermann und Frau.
Und auf der großen Bühne spielten sie eine Art englischen Techno/Trance/House wie ich es selber noch um die Jahrtausendwende herum mit Vinyl aufgelegt hatte. Der aufgezogene nordische Sommerwind krönte die Atmosphäre auf seine spezielle erfrischende Art.
Über alle Tage hinweg, klingelten an verschiedenen Orten, ein in die Jahre gekommenes analoges Telefon, so richtig mit metallischen Klingeln, bekannt aus Schule oder der DDR Zeit. Wenn man den Hörer abgenommen hatte, war schon irgendjemand am anderen Ende der Leitung und häufig kamen irre Gespräche zustande. Dieses ständige Klingeln nahm auch, wie so vieles andere, Einfluß auf unsere Musik und Effektsample Auswahl..
Auf jeden fall hatten wir alle  auf dem Platz oft das Klingeln im Ohr. Apropo, nun klingelte auch mein Wecker und erinnerte uns an unsere demnächst anstehende Show, dem Grund warum wir hier sind. Wir brachten zügig unser Equipment auf den Rummelplatz. Hier war für den Nachtbetrieb, es durfte leider Nachts nicht im Freien musiziert werden, ein großes Nordafrikanisches Wüstenzelt aufgebaut.
3000grad Festival, Feldberg, Mecklenburg- Vorpommern
Der Act vor uns, Alizarina, hatte die gesamte im fliegenden Bau, so nennt sich ein Zelt in der Architekturfachsprache, enthaltende Feiermeute unter Kontrolle.
Von den live Einspielungen seiner zauberhaft magischen
Melodiefiguren der Musik Instrumente, konnte sich niemand befreien. Erst recht nicht von den, das Tempo unseres Herztakt bestimmenden satten Beats mit einer leichten Ahnung von 1001er Nacht.
Wir gaben gerne etwas von unserer vorgegebenen Spielzeit ab. Wir mussten ihm und dem hingerissenen Publikum in diesem Moment einfach etwas selbstloses schenken> Zeit
Irgendwann kamen wir dran und wollten natürlich den Dancefloor noch stärker als es unser Vorgänger tat, kicken. Es war ja Samstag Nacht, kurz vor 1 Uhr und wenig Spielraum für gestalterische Experimente. Das orientalisch anmutende Thema wurde durch Ali Sarina´s Show schon verbraucht. Wir nannten uns nicht ohne Grund Oriental Tropical, also gab es ganz klar tropische Musik aus dem südamerikanischen Raum, inklusive dem afro- karribischen Einflüssen und das Ganze wiederum mit knackigen Beats aus dem digitalen Milieu veredelt. Bam! Das war genau die richtige Entscheidung und wir rissen damit fast das Zeltdach ab. Dort hing übrigens eine witzige „Discokugel“
in Form einer großen, sich um die eigene Achse drehenden, verspiegelten Gießkanne.
3000grad Festival, Feldberg, Mecklenburg- Vorpommern
Nach uns stand Aldi Asyl auf dem Programm. Aber auch er musste sich kurz gedulden bis die Welle der standing ovations abgeklungen waren.

Bericht von Michalis Boumbalis 12.08.2017