3000Grad der Wanderzirkus,Ritter Butzke,Berlin

Ohne zu ahnen welche Mail sich heute in meinem Posteingang befand, öffnete ich Thunderbird und las eine Anfrage, gerichtet an Oriental Tropical mit der Bitte nach Berlin in das Ritter Butzke zu kommen. Der Grund war ein eindrucksvoll psychedelisches Indoor Festival Konzept und sie suchten genau uns für eine anspruchsvolle Schlüsselrolle im geplanten Programm der Samstag Nacht.
Ich war sehr erfreut über die Einladung nach Berlin um dort, Raum- und Zeitnah mit Sven Dohse und anderen verdächtigen Spezialisten, den Takt der Musik in der Hauptstadt anzugeben. Gleich den Flix Bus gebucht, ein paar Kumpels informiert und die guten Freunde nach einem Schlafplatz gefragt. Wie das so als DJ und Musiker so war, kam auch schnell die Frage auf, welche Lieder vorort gespielt werden sollen. Das im Vorneherein herauszufinden war garnicht so einfach, denn wir bewegten uns theoretisch auf vielen unterschiedlichen Ebenen von Eigenschaften der Liedern ansich. Es gab zum Beispiel alte Musik, neue Musik, unplugged oder mit modernen Beats versehen, schnelles oder langsames Tempo, ethnologisch wertvoller Weltmusik-Charakter oder besser für trippige Sessions geeignete Tunes aus dem Synthesizer oder ich wußte es ja auch nicht. Lampenfieber fing genau mit solchen Symptomen an- schön das wir langfristig infiziert waren und nie Müde wurden die Auslöser dafür zu finden.
Unser erstes Schlaflager hatten wir bei einem sehr guten Freund in der Nähe vom Treptower Park aufgeschlagen. Seit Jahren war es sein Job den technischen Dienst in ein paar szenemäßig angesagten Clubs zu führen, er kannte sich quasi aus. Ab und zu veranstaltete er eine angesagte Party in der Renate, eine etwas hedonistisch orientierte, mit üppiger Bananen Dekoration und tanzwütigen Gästen. Auf dem Programm standen Locals und manchmal sogar aus den USA stammende Housemusic DJs und Live Acts.
Vergangenes Jahr wurden wir auch für einen Gig eingeladen. Ganz oben, in der berüchtigten Absinth Bar war es wegen einem mit zu viel Holz vollgestopften Kaminofen, sehr warm und kuschelig..
Wir hatten uns viel zu erzählen und sind gleich nach dem Burger Lieferservice Flash, es war wirklich unglaublich Lecker und wie als wäre es ganz frisch angerichtet, in sein Musik Produktionsstudio gegangen. Das liegt ein Stockwerk über dem sogenannten Salon zur wilden Renate, wie passend dachte ich mir. Auf dem Weg, die Treppen hoch war noch voll der Betrieb im Laden. Ravende Kids kamen uns auf dem Weg total versch(w)itzt in die Quere, intensiver Körperdampf, schon zwei Nächte abgefeiert, zog mir, untermalt von soliden Techhouse Beats, in die Nase und hop hop, gleich sind wir da und Tür zu ! Fett Alter, lass uns hier jetzt mal ein Stück Musik basteln, hast du was zu trinken hier ? Nach ein paar Stunden war groovigerweise ein vielversprechendes Ergebnis von uns erschaffen, wirklich sehr die Produktivität steigernd, diese Berliner Luft. Janeck fragte mich darauf hin  warum er manche Dinge, welche ich im Studio verlauten ließ, gar nicht kannte. Es ging hierbei um einen hypnotisch Wirkenden Kreisgesang, dieser ist in Wirklichkeit aber ein Fingerabzählspiel aus dem Balkan, mit passendem Rhythmus unterlegt allerdings eine starke Waffe gegen langeweile auf dem Dancefloor.
Während unseres Auftrittes im Ritter Butzke gab es einmal den Moment, so hatte ich es jedenfalls gespürt, in dem mein Kreisgesang eingesetzt werden musste. Ich schnappte mir direkt das Mikrofon, positionierte mich vor der Kapsel des Shure SM 58, wartete auf den taktmäßig korrekten Moment und Feuer frei ! Einerseits schämte ich mich als meine Stimme plötzlich ganz laut, den ganzen Raum erfüllend, präsent war. Wer hörte schon gerne seine eigene Stimme, und dann noch vor Publikum in Berlin?
Einen Moment später war mir klar, daß ich den Groove, also die Energie auf dem Dancefloor damit deutlich steigerte. Während ich versuchte meine Performance ideal durchzuziehen und dabei meinen Sauerstoffhaushalt zu managen, staunte ich nicht schlecht was die von mir produzierten Luftdruckschwingungen, hier wieder der Kreisgesang, beim Publikum auslöste. Ein paar Minuten hielt ich noch durch, bis mich mein Kollege Janeck mit seinem brillianten Mix in das nächste Lied erlöste.
3000Grad der Wanderzirkus,Ritter Butzke,Berlin
Voll abgerockt hatten wir !
Berauscht von der gesamten Situation, die netten Menschen, das gekonnt warmherzig und psychedelisch dekorierte Interieur der Location, der nach uns musizierende Timboletti und Pop Hop und dank allem was da so los war bemerkten wir ziemlich spät wie an der Uhr gedreht wurde.
Am folgenden Nachmittag kam ich nach einem kurzem, aber tiefen Schlaf am virtuellen Lagerfeuer des Bildschirmes in unserem Hotelzimmer um die Ecke, zu mir.
Hunger ! Dankbar war ich für meine Nähe zu einem Burgerladen, einem asiatischen. sogenannten Pazifik Burger. Einmal die Variation mit viel Käse, einmal die asiatische, es war immer noch spannend an jenem Sonntag in diesem Distrikt Berlins. Im Endeffekt war das asiatische bloß eine kleine Scheibe Sojakohl oder so etwas als Belag. Am nächsten Morgen waren wir nach unserer nächtlichen Ruhephase erst mal in eine, erst türkische dann deutsche, Bäckerei zum Frühstücken eingelaufen. So multinational mit Tagesrationen für unsere Flixbus Fahrt nach Hause, ausgerüstet, hieß es zu erst mal finde den Weg zum ZOB. Tschö – es war eine schöne Zeit und vielen Dank für alles ! Wir sehen uns..

 

Bericht von Michalis Boumbalis 14.01.2017