Das war eine besondere Erfahrung, mal ganz alleine, nur mit den eben aus ihrer Winterresidenz wiedergekommenen Wildgänsen und Störchen auf dem Gelände vom Fusion Festival herumzulaufen. In meiner Wahrnehmung dieses Ortes, ein ehemaliger russischer Flughafen, welcher sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre zu einem einzigartigen künstlerisch und politisch korrekten non Profit Freiraum entwickelt hatte. Wir standen wie gewohnt nach einer langen Anfahrt mit unserem Fahrzeug endlich am Ziel. Direkt aus Mainz kommend, schien uns dieser Moment, vor dieser unbewachten Schranke, welche normalerweise die Zufahrt zur Festival Kommandozentrale und dem Backstage regelt, komplett surreal. Dort hinten, in der autofreien Parzelle zum Campen schlugen wir normalerweise unser Bananencamp auf, dort vorne links wummerte eigentlich der Bass von der Dubstation Bühne, auf der anderen Seite schimmerte der Weidendom samt den Einzelteilen des uns bekannten metallischen Lindwurm aus dem Nebel hervor. Mich erinnerte die akustische Situation nicht so wie gewohnt an das Festival, hier hörte ich das Schnattern und Gurren aller Freunde und Gefährten von Nils Holgerson. Unbeschreibbar..
Wie kommen wir hier rein ? Einer von uns versuchte die Schranke anzuheben, erfolglos. Mussten wir nun das Gelände verlassen und dann von der anderen Seite auf das Gelände einfahren ? Janek ist einfach an die dort installierte Gegensprechanlage gegangen und klingelte. Wir beobachteten ihn wie er etwas hineingesprochen hatte, darauf hin hob sich die Schranke und wir konnten passieren. Jemand hat uns zur Begrüßung sogar die Außenbeleuchtung eingeschaltet. Wie es so mancher schon kannte, illuminierten diese vielen farbigen Leuchtstoffröhren am Weggesrand, den ganzen Weg von unserem Standort abgehend, vorbei am Backstage, der Turmbühne, Salon de Baile bis hinter zum Luftschloss. Als wir dort entlangfuhren war es wie unser spezieller Film, ein mit unseren Erinnerungen von den hiesigen Geschehnissen der vergangenen 20 Jahre behafteter Nebel. Wo genau wir jetzt zu Anfang unserer aktuellen Mission hingehen sollten, war uns in dem Moment nicht klar. In der Räuberhöhle und im Datacha Hangar brannte jedenfalls Licht. Hier hatte unser guter Bekannter und Gastgeber Pop Hop schon schön vorgeheizt, eine passende Lichtstimmung gezaubert und den Sound von dem dort hängenden Line Array Lautsprechersystem klar gemacht. Den hatten wir auch gleich vor ort mit dem sich anbietenden Michpult und CD-Playern mit ein paar Mixen getested. Der Klang war druckvoll und filigran, ideal für das was wir vorhatten, aber das war leider garnicht der Floor den wir bespielen sollten. Heute war die sogenannte Räuberhöhle unser Spielplatz. Hier wurde uns zur Begrüßung ein warmes und leckeres Abendessen serviert. Natürlich ohne Fleisch, versteht sich.
Auf dem Timetable war unser Auftritt um 02.00 geplant,
vor uns spielte lockige Ostsee, ein richtig netter Kollege aus Rostock.
Sein Sound schmiegte sich ideal an unseren heran. Nach ihm zu spielen war soundmäßig und dramaturgisch betrachtet sehr gut passend. Wir und die vielen Besucher der Region hatten in unserer Räuberhöhle eine unvergessbare Nacht hinter uns geraved. Nun wußten wir bescheid was eigentlich los war. Die Idee der Party war ganz einfach herausgestellt. Die ziemlich dünn besiedelte Region Müritz Seenplatte beherbergte ja auch viele junge Einwohner, die auch mal raven gehen wollten/sollten. Die 3000grad bzw. U.Ground Gruppe war sich schon seit knapp 20 Jahren bewußt, wie wichtig es war auch in der regionalen Nightlife Kultur ihrer Herkunftsregion gute Parties zu veranstalten. Der Weg von hier bis nach Berlin oder Hamburg ist am Wochenende mit öffentlichen schwer zu erreichen. Mit diesen regelmäßigen Parties, jedenfalls, haben sie ihre regional- kulturelle Pflicht was das Nachtleben angeht erfüllt, schön das wir mitmachen durften und danke an alle Mitwirkenden für die einzigartige Zeit bei euch da oben im Norden !
Bericht von Michalis Boumbalis 12.03.2018